Weihnachtsgeschenke per Telefon

Bevor ich zum eigentlichen Thema komm, ist eine kleine Vorrede notwendig. Das Telefon! Eine unversiegliche Quelle von Überraschungen. Läutet es plötzlich und unvermutet an einem schönen Tag im KIKU, fragen wir uns schon vor dem Abheben: Was wird wohl sein? Anfrage für die Anmietung des KIKUs zu einem 50. Geburtstag? Kind krank und kann nicht zum Yoga kommen? Eine Bücherspende? Kind hat Jacke (Trinkflasche, Turnbeutel, Kuscheltier, Lieblingsmütze…) irgendwo vergessen, ob vielleicht im KIKU? Dozent möchte Portfolio-Mappen abholen? … So weit, so normal. Aber dann gibt es noch die Kategorie von Anrufen, die bei uns allen herzlich unbeliebt sind: Eine entlegene Glaubenssekte sucht einen Raum für Erweckungsgespräche. Eine verzweifelte Mutter fordert Mathe-Nachhilfe für den missratenen Sohn und findet, dass es unsere Aufgabe sei, unverzüglich ein kostenfreies Angebot zu generieren. Ein Ufologe warnt uns eindringlich vor Entführungen aus dem All. Ein begnadeter Hobby-Zauberer ist davon überzeugt, dass wir ihm eine Aufführung organisieren müssen. Und was dergleichen Dinge mehr sind. Zu allem Überfluss scheint es bei allen KIKU-Mitarbeiterinnen eine geheime Übereinkunft zu geben: Solche Anrufe müssen von der Geschäftsleitung persönlich bearbeitet werden. Insofern bekommt der Verfasser dieser Zeilen schon ganz spitze Ohren, wenn er die freundlich ins Telefon gesprochenen Worte hört: „Das ist etwas für den Geschäftsführer, kleinen Moment, ich verbinde!“

So war es auch kürzlich. Eine Dame aus Bergedorf war am Aparat. Sie habe neulich im Fernsehen etwas über das KIKU gesehen. Diese Vorrede dünkte mir schon höchst verdächtig, denn sehen und verstehen liegen zwar eng beieinander, aber genauso nahe liegt leider auch das Missverstehen. Nun kam aber die Wende: Die Dame wolte einfach etwas Gutes tun, und fragte, wofür wir etwas Geld brauchen könnten. Nun, die Liste unserer Bedürfnisse ist auf der KIKU-Website zu lesen, und schnell waren wir uns einig. Tags drauf traf eine Spende von 400 Euro auf dem KIKU-Konto ein. Danke! Und ich muss Abbitte leisten  für meine geheimen, üblen Verdächtigungen. Wenn mal wieder ins Telefon geflötet wird: „Ich verbinde mit dem Geschäftsführer!“ werde ich ganz gewiss mit einem positiven Gefühl an den Apparat gehen.