Zwischenzwerg

Mit viereinhalb kann man schon ziemlich groß sein, das musste ich gerade wieder einmal feststellen. Denn eine Kita-Gruppe dieser Altersklasse probt in dieser Woche im KIKU. Dabei kann durchaus nicht jedes Kind ohne Mühe bis zehn zählen, von Schnürsenkel zubinden ganz zu schweigen.

Aber die Schuhe haben ja meistens Klettverschlüsse. Damit man im Flur nicht stolpert, während die Kinder auf Stoppersocken im Probenraum unterwegs sind, stehen sie in einer Reihe schön aufgestellt.

So viel Ordnungssinn muss natürlich belohnt werden. Wäre es jetzt Dezember, wäre es einfach. Der Nikolaus könnte eine Kleinigkeit in jeden Schuh tun. Aber Dezember ist vorbei, und Ostern ist noch hin: Also kommt der Zwischenzwerg. Ein Verwandter sowohl des Weihnachtsmanns, als auch – über die mütterliche Linie – des Osterhasens. Er trägt eine rote Zipfelmütze, hat lange Ohren, Hasenzähne, hat schönes braunes Fell und geht auf zwei Beinen. In seiner Umhängetasche hat er etwas für Kinder dabei, die ihre Schuhe ordentlich hinstellen!

Denkt man jedenfalls so, denn gesehen hat den Zwischenzwerg ja noch niemand, darin seiner Verwandtschaft vollkommen ähnlich. Die Beweislage ist also eher dünn. Aber das hat ja den Osterhasen auch nicht ausrotten können.

Die Kinder lassen sich von diesem Wesen, das jedes Recht hätte, in die volkstümliche Überlieferung einzugehen, allerdings nicht betören. „Du bist der Zwischenzwerg!“ rufen sie und machen Gesichter wie Sherlock Holms oder wenigstens Pater Brown und zeigen mit dem Finger auf den Urheber dieser Zeilen. Selbst hartnäckiges Leugnen lässt den Verdacht nicht kleiner werden, und so stehe ich zum Schluss als schlimmer Betrüger da.

Wobei, eigentlich, also vielleicht … so ein bisschen glaube ich selbst an den Zwischenzwerg. Alles andere wäre ja auch wohl komisch.