Ein Leben mit Kreativität und Humor

„Das war schon immer mein größter Wunsch: Einfach nur im Bett liegen und mich bedienen lassen!“ Wer das sagte? Es war der optimistischste, gelassenste und dabei enorm tatkräftige Mensch, den man sich überhaupt nur vorstellen kann: Jürgen Redlich. Nach dem Studium prägte er lange Zeit das Stadtteilkulturzentrum „Die Motte“ in Ottensen, war Anfang der 90er Jahre auch einige Jahre lang Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Stadtteilkultur (jetzt Stadtkultur e.V.), dem Dachverband der Hamburger soziokulturellen Zentren. In der SAGA-Tochter Pro Quartier kümmerte sich ungefähr seit den 2000-er Jahren um Stadtteilentwicklung; und man muss nur Leute in Jenfeld oder Neuwiedenthal fragen, um zu erahnen, was er dort leistete.

Die letzten rund zwölf Jahre seines Lebens waren von einer heimtückischen Krankheit gekennzeichnet. Zunächst schränkte sie seine Bewegungsfähigkeit immer weiter ein. Solange es ging, machte Jürgen Redlich noch Radtouren. Irgendwann war das nicht mehr möglich, und vor ungefähr sechs Jahren konnte er nach einem längeren Krankenhausaufenthalt nicht mehr alleine aufstehen. Jürgen Redlichs Krankenbett wurde zum Treffpunkt von ganz unterschiedlichen Leuten – und: angesteckt von seiner guten Stimmung und seinem menschenfreundlichen Humor wurde viel gelacht. Legendär ist eine Party, die rund um sein Bett stattfand: 50 Leute feierten zu den Klängen des Zigeunerensembles Cafe Royal. Wer beladen mit Sorgen, Problemen und bedrücklichen Schwierigkeiten zum Bett von Jürgen Redlich kam, ging oft heiter, gelassen und mit neuen Einsichten versehen wieder davon.

Um der Langeweile ein Schnippchen zu schlagen, schrieb Jürgen Redlich aber auch Kriminalromane. Und als das Schreiben am Computer nicht mehr klappte, diktierte er sie mit Hilfe einer entsprechenden Software. Die Handlung spielte teilweise in der Türkei oder in Norwegen – getreu der Devise: Von meinem Bett aus kann ich alles überblicken.

Die Kreativität in der professionellen Sozial- und Kulturarbeit nicht zu kurz kommen lassen, dafür hat er sich immer eingesetzt. Solange er noch in diesem Feld tätig war, hat er es entsprechend vorgelebt. Nun ist er nach einer erneuten Verschlechterung seines Gesundheitszustandes im AK Altona gestorben. Das ist traurig. Oder eben auch nicht. Um es mit Jürgen zu sagen: „Daraus sollte man etwas machen!“

Ein Gedanke zu „Ein Leben mit Kreativität und Humor

  1. Kenne Jürgen von Kindesbeinen an. Wir waren Schulfreunde und Nachbarn in Flensburg. Sein Tod geht mir sehr nahe. Er war schon als junger Mensch der beste Kamerad den man sich wünschen konnte. Ich werde Ihn nie vergessen.
    Leb wohl mein Freund.
    Ein letzter Gruß
    Fritz

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