Sprachförderung auf Basis Null

Wie ist es, mit 15 Kindern ein Projekt zu beginnen, mit denen man sich sprachlich fast nicht verständigen kann? KIKU-Mitarbeiterinnen haben diese Situation in der Zentralen Erstaufnahme Osterrade. Und sie machen die Erfahrung: Es geht erstaunlich gut.

Wer in Deutschland lebt und im schulpflichtigen Alter ist, hat Schulunterricht zu besuchen. Das ist Gesetz. Deshalb ist auch für Kinder in der ZEA Schule verpflichtend . Die Grundschule Mendelstraße und die Stadtteilschule Richard-Linde-Weg haben sich bereiterklärt, diese Aufgabe für die ZEA Osterrade zu übernehmen. Das KIKU ist als Partner der Grundschule mit dabei. Gemeinsam ergibt sich die Chance, eine neue Form von Schule zu kreieren.

„Osterrade“ heißt eine Straße in einem Gewerbegebiet im Norden Lohbrügges. In einer ehemaligen großen Halle eines Textildienstleisters ist die Erstaufnahme eingerichtet. Inzwischen ist der Hof mit Containern vollgestellt, hier befinden sich Sanitärräume, aber auch Unterrichtsräume. In der ehemaligen Kantine des Textilbetriebs finden die beiden KIKU-Projekte statt. Bald soll es auch eine Kita geben.

Dass die ungefähr sechs- bis zehnjährigen Kinder bisher noch keinen Deutschkursus besucht und teilweise auch noch nie eine Schule von innen gesehen haben, macht nicht viel aus. Denn das Lernen beginnt mit ganz rudimentären Dingen: Im Kreis sitzen, aufstehen, rennen… Papier, falten, Pinsel, malen – mit den Gegenständen und Tätigkeiten werden die Begriffe eingeführt. Das geht bei den Kindern ziemlich schnell. Und bald fangen sie auch an, Deutsch zu sprechen.

Die meisten Kinder werden wohl nur wenige Wochen oder Monate in den Genuss dieses Unterrichts kommen: Denn eine Erstaufnahme ist ja nur Durchgangsstation. Aber es kann sein, dass wir das eine oder andere Kind dann später in den regulären Grundschulen Bergedorfs wiedersehen.

Übrigens machen alle Beteiligten in der ZEA Osterrade die Erfahrung, dass die Kindern begeisterte Schüler sind. Die Schule beginnt um halb 9, aber schon um 8 Uhr stehen die ersten Schülerinnen und Schüler vor den Unterrichtsräumen. Ach, wie schön kann Schule sein!

Musik wird störend oft empfunden…

…dieweil sie mit Geräusch verbunden. Ich verrate hier jetzt nicht, wer der Urheber dieser Zeilen ist, kann aber bestätigen, dass die alte Sentenz – immerhin wohl schon gut 150 Jahre alt – nichts von ihrem Wahrheitsgehalt verloren hat. Für den Autor dieser Zeilen stellte sich die Frage kürzlich in neuer Schärfe, als nämlich zwölf Schülerinnen und Schüler der Stadtteilschule Richard-Linde-Weg zusammen mit Christian von Richthofen im Nebenraum allen möglichen Schrott-Teilen Töne entlockten.

Dass ich mich aber trotzdem dazu entschließen konnte, mich nicht gestört, sondern beflügelt zu zeigen, ist nicht einer speziellen Großherzigkeit, sondern eher der Freude geschuldet, dass dieses von der Stiftung Initiative Courage initiierte Projekt so schnell zustande gekommen ist. Und einen Auftrittstermin gibt es auch schon, nämlich am 28. Februar auf Kampnagel. Wenn das kein gelungener Start ist!

Freude auch hatte die KIKU-Besatzung mit dem Lied von der Moorhexe. Vier KIta- und Vorschul-Gruppen waren an zwei Tagen im Haus, um im Bilderbuchkino die Hexe Lisbeth zu erleben. Zur Einstimmung gab es das erwähnte Lied, instrumental ständig verbessert und perfektioniert. Wenn wir weiter so machen, können wir damit in der Fußgängerzone auftreten.

Und der Schluss aus all dem?

„Musik und Freude sind verbunden, und der Beweis: Ich hab’s empfunden!“

Mehr muss ich ja wohl nicht dazu sagen.