Der Versuch, 1000 Kinder und zwei Jahre Arbeit in 30 Sekunden zusammenzufassen

Wenn das Fernsehen zu Besuch ist, wird es immer etwas stressig. Entschuldigend muss gleich zu Anfang gesagt werden, dass die nette Frau Hinrichs von HH1 ja nichts dafür kann, nur 30 bis 45 Sekunden für ihren Beitrag zur Verfügung zu haben. Nach zwei Jahren Arbeit, rund 1000 Kindern pro Jahr in rund 70 Projekten jährlich, fällt es einem aber zunehmend schwerer, in sehr kurzen Worten alles zusammen zu fassen – und zwar so, dass es dann auch noch richtig ist. Das müsste man in einer ruhigen Minute alles mal aufschreiben: ‚“Wir wollen Kinder glücklicher machen. Wir wollen Kinder kulturell und sprachlich bereichern. Wir wollen Kreativität, Selbständigkeit, Selbstbewusstsein und Können vermitteln.“ – Liest sich vielleicht ganz gut, hört sich aber ziemlich akademisch an.

Was wirklich gesagt wurde, kann man dann nächste Woche Freitag um 21.15 Uhr bei Hamburg1 sehen, und am Samstag noch mal um 19.15 Uhr in der Wiederholung. Mal sehen, wie es gelingt, das KIKU in 30 Sekunden zusammenzufassen.

1 Mio für Kinder- und Jugendkultur

Vergangene Woche traf sich der Kulturausschuss zu einer Anhörung. Geladen waren vier Experten der Kinder- und Jugendkulturarbeit. Jeder hatte eine Viertelstunde, das zu sagen, was ihm auf dem Herzen lag. Und so holten sie aus: Stefan Löwis als Vertreter der LAG Kinder- und Jugendkultur, Ansgar Wimmer, Vorsitzender der Toepfer-Stiftung, der Chef der Hamburger Musikhochschule, Prof. Elmar Lampson und Prof. Dr. Wolfgang Schneider von der Uni Hildesheim. Was sie sagten, klang kurzgefasst so: Kinderkultur ist ein Zukunftsfeld der Gesellschaft, hat wichtige soziale, bildungspolitische und ästhetische Funktionen, ist unverzichtbar und braucht mehr Förderung. Stefan Löwis nannte auch schon eine Zahl: Jährlich eine Million Euro. Häufig genannt wurde auch noch die dringend erforderliche stärkere Einbindung von Schulen als ein Ort von Kinderkultur und – im Gegenzug – die Öffnung der Schulen in die Stadtteile und für kulturelle Angebote, die allerdings auch entsprechend entlohnt werden müssten.

Und die anwesenden Politiker sämtlicher Parlamentsparteien? In ihren Fragen kam zum Ausdruck, dass sie für die Forderungen der Kinderkultur-Sachverständigen eine hohe Sympathie hegten. (Nur der Vertreter der Piraten sagte nichts, aber der wird sich noch gewöhnen, dass es Kommunikation auch außerhalb der Chats gibt!)

Schon neulich hatte die GAL eine Veranstaltung organisiert, in die Vertreter auch der anderen wichtigen Parteien sich für eine stärkere Förderung der Kinderkultur einsetzten. Gewichtige Verstärkung hatten sich die Veranstalter mit Wolfang Zacharias, den „Erfinder“ der Pädagogischen Aktion München, geholt. Auch dessen Votum: Wenn Hamburg eine Musterregion für Kinder- und Jugendkulturarbeit bleiben oder werden will, muss eine strukturierte, systematische Förderung für bestehende und neue Angebote her.

Und nun? Vielleicht gar nichts?  Immer so weiter wie bisher? Wohl kaum. Die Kultursenatorin saß bei der Anhörung dabei und verschickte eifrig SMS. Vermutlich an den Finanzsenator und an den Bürgermeister: Hallo Olaf, mach doch bitte mal eine Million für die Kinderkultur klar! Sonst ist es aus! Gruß, B.

So wird es wohl sein. Achten wir mal darauf, was sich tut und fragen hin und wieder bei den Politikern unseres Vertrauens nach!

Kernbohrung

Des Pudels Kern, Kernseife, Kirschkerncompany, Kernkraftstilllegung … das hört sich alles optimistisch an, zukunftsweisend, geradezu kernig. Am allerkernigsten ist aber, und das wissen wir jetzt seit einigen Tagen aus eigener Erfahrung, die Kernbohrung. Wie alles anfing? Natürlich mit einer guten Idee, dass nämlich niemand wegen einer Behinderung benachteiligt werden dürfe. So steht es im Grundgesetz. Und daher baut das KIKU seine Toiletten so um, dass zumindest eine auch rollstuhltauglich ist.
Und nun kommen die Handwerker ins Spiel, deren Wirken wir vom KIKU-Büro aus, nur durch eine Wand getrennt, live mitverfolgen können. Der Abriss von früher eingezogenen Leichtbauwänden war noch eine harmlose Übung. Dann kamen aber die Klempner, und die hatten schweres Gerät dabei. Nicht ohne Grund! Denn hier muss eine Wand aufgestemmt werden, dort ein paar Fliesen zersplilttert, und da und dort wird ein Loch gebohrt, und dann kommt sie: Die Kernbohrung!

Das Grundgesetz ist unvollständig. Nirgendwo steht, dass harmlose KIKU-MitarbeiterInnen zu Taubstummen gemacht werden dürfen. Die Arbeiter der Kernbohrung tragen natürlich hochwertigen Gehörschutz. Die Bürobesetzung versucht sich zuerst durch Schreien, dann durch Zeichensprache zu verständigen. Sie sagt sich gegenseitig, dass es unerträglich ist um dann zu einer umfänglichen Arbeitssitzung irgendwo weit weg die Stätte der Kernbohrung hinter sich zu lassen.

Zum Glück, das Schlimmste ist wohl überstanden. Gut gelaunt schleppen die Klempner hochmoderne WC-Spülkästen herbei, der Elektriker macht ein zufriedenes Gesicht und sagt, dass er praktisch fertig ist, und auch der Trockenbauer hat neue Wände eingezogen. Die kernigste aller KIKU-Wochen neigt sich dem Ende zu.

Mit einem feierlichen Akt wollen wir dann nächste Woche die neue WC-Anlage in aller Stille einweihen.