Mal wieder was vorlesen

Ist das eigentlich vorstellbar, dass man ein ganzes dickes Buch vorliest? Bevor Sie jetzt vorschnell „NEIN!“ rufen, muss ich zugeben: Doch, das haben wir früher gemacht. Zum Beispiel im Urlaub in einer Berghütte ohne Fernsehempfang. Damals war es „Onkelchens Traum“ von Dostojewski, und ein Jahr später „Die Frau in Weiß“ von Wilkie Collins. Später dann, statt einer Gute-Nacht-Geschichte, kam Fritz Mühlenwegs spannender Jugendroman „In geheimer Mission durch die Wüste Gobi“ an die Reihe, und da war das Kind schon so weit, dass es das Vorlesen selbst in die Hand nahm. Ganz so ungewöhnlich ist das Vorlesen wirklich nicht; ich kenne ein älteres Ehepaar, das die Augenprobleme des Mannes dadurch kompensiert, dass sie ihm ganze Romane vorliest, die sie dann später in ihrer Literaturgruppe besprechen. Und dann gibt es ja immer noch am Morgen – bzw Abend – vorgelesen im NDR. Wir müssten eigentlich nicht vorlesefrei sein.

Viele Kinder sind es aber. Die Erfahrung haben wir jetzt schon so oft gemacht, dass sie uns kaum noch wundert. Deshalb haben wir eigens einen „Vorlesetag“ in der Woche, nämlich den Donnerstag, eingerichtet. Dort können Kinder im Rahmen des Leseclubs Geschichten hören. Und es zeigt sich, dass auch Zuhören-können gelernt und geübt werden muss.

Nun haben wir uns noch etwas Neues überlegt: Öffentliche Lesungen von Schauspielern und Schauspielerinnen und anderen begabten Personen für Kinder. Unterstützung bekommen wir dafür von der Schreibgeräte-Firma Mont Blanc. Am 23. Mai geht es los: Um 16.15 Uhr startet die erste, ungefähr einstündige Lesung. Keine Sorge, es gibt auch eine Pause und sogar etwas zu Essen und zu Trinken. Kinder dürfen ihre Eltern mitbringen.

Ist das kein Angebot für den Einstieg ins Vorlesen?